Samstag, 23. Oktober 2010

1. Posting

Ich glaube, die Wahrheit über Integration in Deutschland will hier keiner hören. Und in vielen anderen Ländern der Welt stellen sich die Fragen, die einige von uns hier bewegen, gar nicht erst, da die Ausgrenzung von Ausländern und ausländisch aussehenden Menschen ohnehin eine Alltagsnormalität darstellt. Ich denke da nur an Südafrika zum Beispiel. Auch die französische Gesellschaft ist um einiges verschlossener als die deutsche und ich bin sicher, dass man tausende von noch krasseren Beispielen finden kann. Isreal möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst erwähnen.

Und dennoch gibt es sie: die Integrationsdebatte.

Aber was soll ich sagen? Es geht mir doch den Umständen entsprechend gut. Dennoch sehe ich die Leute aus meiner Altergruppe, die damals mit mir zusammen Abitur gemacht haben oder die zum gleichen Zeitpunkt wie ich mit ihrem Studium fertig wurden. Ihnen geht es heute allen um einiges besser als mir. Und einige von ihnen haben sogar so etwas wie eine Perspektive.

Nun um es kurz zu machen: ich bin arbeitslos. Und ich suche einen Job. Jeden Tag gehe ich die Zeitungen und Internet Jobportale durch. Ich habe inszwischen schon 300+ Bewerbungen geschreiben und kaum noch Mut, mich bei irgendeiner Firma zu bewerben, da ich denke, dass es eh nichts bringt. Nur zwei Vorstellungsgespräche hat mir dieser Aktivismus bisher gebracht. Und wenn ich mich so umschaue, scheint es für jemanden wie mich sowieso keine Jobs zu geben: Asiatisches Aussehen, bestandenes Staatsexamen in Kultur und Medien von der Humboldt Universität zu Berlin, Mitarbeit in mehr als 12 Start-Up Unternehmen, frühe Selbstständigkeit mit eigenem T-Shirt Label, Gründung und 5 jährige Leitung eines Magazins für Computer- und Videospiele Entwicklung, Website mit 1 Mio. User, Animago Award, Tätigkeit als Vertragsjournalist für die Deutsche Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit (einer Entwicklungspolitischen Stiftung), mehrere Jahre Arbeitserfahrung, Gründung eines Verbandes für Onlinegames in Europa.

Mit solch einer Vita ist in Deutschland nichts zu wollen. Ein Mann der Inhalte, die vielleicht keinen interessieren. Hätte ich BWL, Jura oder Medizin studiert, wäre mein Leben vielleicht einfacher verlaufen. Ausländische examinierte Kulturwissenschaftler von der Humboldt Universität braucht kein Mensch hier. Und nun bin ich Leistungsempfänger.

Aber ein Leistungsempfänger mit Ideen. Auch wenn man beim Amt versucht hat, mich zu zermürben, bin ich hart geblieben. Herr Wulff hatte seine eigene Vorstellungen von Integration. Die Bearbeitung meines Antrags hatte über 7 Monate gedauert. Genauso lange, bis es eine neue Rechtsprechung im Bezug auf Krankenversicherung gab. Vor dem 1.1.2009 wäre ich ohne Probleme über meine gesetzliche Krankenkasse versichert worden, da ich aber während meiner Selbstständigkeit drei Monate (länger konnte ich mir das leider nicht leisten) privat bei der Allianz versichert war, war ich dazu verpflichtet, mir bei meiner privaten Krankenversicherung, bei der ich einmal versichert war, einen Basistarif zu beantragen. Dieser belief sich auf rund 500€ im Monat. Das konnte ich mit meinem AG2 nicht bezahlen. Auch die Auftragslage gab in der Zeit nicht viel her, da die Leute, mit denen ich den Verband für Onlinespiele gegründet hatte, gezielt versuchten, mich auszubooten und nur meine Idee zu übernehmen. Aber so leicht wollte ich das denen dieses Mal nicht machen. Dieses Mal wollte ich kämpfen. Und ich kämpfte, mit dem Resultat, dass man mich für einen Hungerlohn abspeisen wollte. Aber damit gab ich mich nicht zufrieden. An der darauffolgenden Mobbing Kampagne habe ich noch immer zu knabbern.

Bisweilen hatte ich nichts zu essen. Meine Reserven waren aufgebraucht. Auch die 5 Jahre Arbeit an dem Magazin hatten keine wirklichen Ressourcen hinterlassen. Man hatte mich mehrfach über den Tisch gezogen. Ein kalter Wind wehte mir entgegen. Ich war ein weiteres Mal in der Realität angekommen. Dennoch hielt an daran fest, mich nicht klein kriegen zu lassen. Deutsche Leitkultur hin und her. Ich habe das Recht, meine Meinung zu sagen. Und dieses Recht verteidige ich bis zum letzten Blutstropfen.

In all den Jahren habe ich eine Menge gelernt. Aber wenn Integration heissen soll, sich unterkriegen zu lassen und als Untertan ohne Stolz weiterzuleben, kann ich dem leider nicht gerecht werden. Ich stamme aus einer alten Adelfamilie. Unsere Familie hat damals Korea regiert. Mein deutscher Opa hat das Originalrezept von Nutella geschrieben. Warum sollte ich mich nun unterkriegen lassen, nur weil es mal nicht so gut läuft? Ich sehe das nicht ein.

Gerne bringe ich mein Fachwissen und meine interkulturelle Kompetenz in einen Job mit ein. Mein Interesse für Technologien und Medieninhalte ist nahezu unbegrenzt. Ich kann mich schnell in komplexe Sachverhalte einarbeiten. Dies alles scheint keinen zu interessieren.

Meine Frau hat Germanistik abgeschlossen an der FU. Ja ich bin verheiratet. Wer hätte das für möglich gehalten? Ich habe ihr vor einigen Monaten ein Drehbuch von mir gegeben, das ich geschrieben habe. Anfangs hatte sie darin gelesen und Kommentare abgegeben. Inzwischen ist dieser Informationsfluss komplett zum Erliegen gekommen. Es ist, als hätte es nie ein Drehbuch gegeben. Seit dem ist nichts, was ich tue, mehr von Interesse. Auch mein Magazin, das sich damals bis zu 1 Mio Usern im Monat erfreut, ist nach dem Verkauf vom Netz genommen worden. Ich verfüge selbst nicht mal über alle Ausgaben, die ich veröffentlicht habe. Mein Buchprojekt, das ich mit anderen deutschen Akademikern (mit Bopp und Wiemer) veröffentlichen wollte wurde von meinen Herausgeberkumpanen torpediert. Sie ließen mich eine Lektorin engagieren, die alle Texte lektorierte. Meinen Text, den ich zum Thema Hardware Occlusion Culling schrieb, fanden sie nicht wissenschaftlich genug. Sie wollten, dass ich den Druck und den Vertrieb bezahle, auch das Lektorat, aber meinen Text wollten sie nicht veröffentlichen. Ich hätte es eher anderes herum gemacht. Herr Dr. Bopp reichte sogar zwei Texte ein. Beide hätten schon ein kleinen Buch gefüllt. Die Qualität dieser Texte zum Thema Shooter Games war hundsmiserabel. Nur mein Text wäre technisch gewesen. Und ich sehe bis heute nicht ein, wie wissenschaftliche Texte, die sich mit Games beschäftigen, so total untechnisch sein sollen. Das ist falsch. Das wollte ich mit meinem Text ändern. Dagegen haben die opponiert. Bopp und Wiemer sind auf die Barrikaden gegangen, haben allen VerfasserInnen dieser mediokren Texte befohlen, ihre Texte zurückzuziehen. Das war auch das Beste für sie. Denn hätten wir diese Texte veröffentlicht, hätte man mir allein aufgrund meiner Kompetenz einen Lehrstuhl an einer deutschen Universität anbieten müssen. Aber so weit wollte man es nicht kommen lassen. Also intervenierten die Herausgeberkollegen. Auf den Kosten bin ich bis heute sitzen geblieben. Den Hochmut von Bopp habe ich bei einem Skype Gespräch eingefangen. Er macht sich darin, in der Annahme, ich habe keine Skype Mailbox, über mich und meine Fähigkeiten lustig. Seine Überheblichkeit ist sicher beispiellos. Dennoch hat auch er inzwischen an irgendeinem Ort im wissenschaftlichen Betrieb das Sagen.

Deutschland will keine wirklichen Kompetenzträger auf Lehrstühle setzen. Man nimmt lieber Leute, die die Epigonalität der Lehre sicherstellen. Leute des Wandels und der Innovation sind dort nicht gern gesehen. Und wenn man sich betrachtet, wieviele ausländisch aussehende Menschen an deutschen Universitäten in Fächern wie Medien und Kultur einen Lehrauftrag haben, kann man sehen, dass wir es mit einem infrastrukturellen Problem zu tun haben.

Meine zahlreichen Anläufe zu promovieren sind nicht erhört worden. Keiner hat mich genommen. Seit dem mit Prof. Dr. Mühl-Benninghaus als Betreuer meiner Abschlussarbeit durch die schlechte Benotung eben derselben den Notendurchschnitt versaut hat, habe ich daran zu knacken, dass es mit dem Promotionsanliegen dann wohl auch nichts mehr werden wird. Auch hier eine meterhohe Barrikade, die ich in meinem Leben nicht zu überwinden in der Lage sein werde.

Man versucht, sich zu integrieren so gut es geht. Ich bin in einer Partei. Aber auch dort stoße ich auf Ablehnung. Ich habe bereits mehrfach versucht, gewählt zu werden. Und sei das Amt noch so klein, ich bekomme es nicht. Also habe ich es aufgegeben. Die Zeiten, in denen ich in Norderstedt noch Schülersprecher war, sind vorbei. Hier ist man in erster Linie ein Ausländer. Dabei habe ich einen deutschen Pass. Ein Abitur, einen Uni Abschluss. Einen Background...

Ich schäme mich. Wenn es mir schon nicht gelingt, einen Fuß auf die Matte zu bekommen. Wie viel schwerer muss es nur all den anderen Kids ergangen sein? Ich habe davon gehört, wie meine damaligen Kumpels aus Hamburg Barak und Nima in die Kriminalität abegedriftet sind. Davon wie Leute alles mögliche versucht haben, um auf legalem Wege an Geld zu kommen. Und dass sie gescheitert sind.

Gegen mein Magazin gab es eine Lobby. Es hieß, dies sei ein politisches Magazin. Man gab sich Mühe, es zu torpedieren. Ich habe Strafen in Höhe von 5000€ zahlen müssen, wenn ich einen wissentlich falschen technischen Artikel beispielsweise über eine neue Version von 3D Studio Max korrigiert habe. Grund: Urheberrechtsverletzung. Meine damaligen Anwälte bei Brehm gaben dem Kläger Recht. Die Anwatskosten waren immens.

Überhaupt habe ich bei all den Prozessen, die ich Deutschland bisher führen musste, erst einmal Recht erhalten. Das war im Prozess gegen Kai Itting. Und ehrlich gesagt, tut es mir Leid. Aber er hatte versucht, mich auf eine ganz miese Weise für einen Gagenausfall zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei war dieser Gagenausfall komplett illusorisch. Und ich dachte, wir seien Kumpels.

Mein Magazin wurde bekämpft. Es war ein politisches Magazin. Daraus machte ich nie einen Hehl. Aber das wollte man unterbinden. Man wollte mich dazu bringen, aufzuhören. Man half die Gamestar/dev aufzubauen als Konkurrenzformat. Man weigerte sich, mir zu helfen. Bald stand ich allein da. Und dann kam Crytek. Die drei Brüder halfen mir. Ich habe viel Respekt vor ihnen. Damals hatte ich als einer der ersten in meinem Magazin über ihre Engine berichtet. Daran hatten sie sich erinnert. Und überhaupt. Das Magazin war damals trotz der mangelnden Hilfe und dieser Gegner aus dem rechten Entwicklerlager state-of-the-art.

Mit einem Kredit von der Deutschen Ausgleichbank habe ich das Magazin gegründet. Damals hatte ich nach meinem Studiumsabschluß keine Arbeit gefunden. Also beschloß ich mich selbstständig zu machen. Das Resultat war Game Face. Ich habe alles gemacht. Und am Ende war ich burnt out. Keine Kraft mehr. Rückenschmerzen. Zahnschmerzen. Keine Krankenkasse. Keine Einnahmen. Das Amt half mir nicht.

Nur durch einen Trick gelang es mir, wieder in eine Krankenkasse zu kommen. Sonst wäre ich bis zum heutigen Tage unversichert.


Was ich nicht begreife ist, dass mich nach dem Verkauf meines Magazins keiner mehr eingestellt hat. Ich habe als selbstständiger Berater dazu beigetragen, dass einige Payment Solution Companies in Europa zu Marktstandards geworden sind. Auch das wird mir heute in Abrede gestellt.

Jeden Erfolg, den ich zu verzeichnen habe, versucht man mir im Nachhinein in Abrede zu stellen. Es ist so, als habe ich nie gelebt.

Nun werde ich Insolvenz beantragen müssen. Crytek führt weiter Prozesse gegen mich. Der Untreue Verdacht ist aber unbegründet. Erhoben hatte ihn ein gewisser Herr Möschke. Aber der arbeitet da schon lange nicht mehr. Die Anschuldigungen gehen aber weiter. Man versucht, die Widersacher zum Schweigen zu bringen. Im gleichen Maße wie ich gegen Gewalt Entertainment bin, sehe ich meine Kräfte schwinden.

Man sollte sich vielleicht doch nicht mehr versuchen als Pazifist zu engagieren. Schon gar nicht, wenn man alleine dasteht.

Mich umringen Gerüchte von Jugendgewalt, eine Debatte der Integration, die geführt wird. Ich stehe mitten drin. Wer interessiert sich für meine Geschichte? Es ist, als habe ich nie gelebt. Am Ende wird es vielleicht so sein, als habe ich nie existiert und gedacht. Ich habe versucht, mich für etwas einzusetzen. Vielleicht werden diese Zeilen mich überleben.

Meine Drehbücher handeln von der Unvereinbarkeit von Kulturen und dem Dazwischen. Das Dazwischen - darunter leiden einige Menschen wie ich. Aber nicht jeder ist meinen Weg gegangen. Ein Driften durch unterschiedlichste Kontexte. Nur weil ich nicht wie ein Bettler herumlaufe, heisst es nicht, dass ich mich so fühle, als sei ich fast am Ende. Ich habe dennoch noch nicht vor aufzugeben und denke, dass es sich lohnt weiterzuleben. Vielleicht wendet sich eines Tages das Blatt und jemand erkennt in mir einen Wert.

Ich habe in der Zwischenzeit Bilder gemalt. Bilder, die keiner sehen will. Und wahrscheinlich auch keiner sehen wird. Aber es sind Bilder, die mir etwas bedeuten. Sie verweisen auf einen Zusammenhang. Und sie sind in ihrem Wesen technisch. Und auch reproduzierbar. Nur die, die mein Blut beinhalten, sind es vielleicht nicht.

Sie handeln von der Integration in Deutschland. Einer Geschichte, die sich fortschreibt. Ein Kapitel, das ungeschrieben bleibt. Aber auf mir lastet und mein Schaffen überschattet, es vielleicht ein stückweit erklärt. Seine Daseinsberechtigung hat ein Teil des Werkes dadurch vielleicht schon vor seinem Erschaffen eingebüßt. Es handelt sich um Gewalt. Und es bleibt im Verborgenen, da es so offenkundig ist. Die Auswirkungen von Gewaltentertainment lassen sich schwer nachweisen. Aber es gibt einige exponierte Fälle zu berücksichtigen. Greifen wir der Sache nicht vor. Wenn die Existenz auf dem Spiel steht und man keinen anderes Ausweg weiß, dass ist das Resulat meistens tragisch. Aber nicht heroisch. Sondern einfach nur tragisch.

Die Unterschicht erhebt sich. Daran habe ich keinen Anteil.

Ich versuche trotz allem mein Ding zu machen. Aber die neue Version meines Drehbuchs wird meine Frau niemals lesen. Sie ist zu sehr mit unserem Kind beschäftigt. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Wozu schreibe ich auch Drehbücher. Schließlich könnte ich doch auch bei Mc Donald´s arbeiten. Aber mehr als 1000€ darf ich im Monat ohnehin nicht behalten. Ich habe mich überall beworben. Und nun trete ich ein schwarzes Loch. Es wird mir schwarz vor Augen. Ich treibe so vor mich hin. Ich schreibe Bewerbungen. Bisweilen arbeite ich für einen schlecht bezahlenden Kunden. Wen interessiert es denn auch schon, dass ich Nachwuchs habe. Von Zuhause höre ich nur Vorwürfe.

Die Strafstunden wollen auch abgeleistet werden. Schließlich handelt es sich um Untreue. Hätte Michail bezahlt, die geliehende Summe an Crytek zurück bezahlt, wäre das nie geschehen. Aber man kann sich heute auch wirklich auf keinen mehr verlassen.

Ich treibe dahin. Jeder Tag ist wied der andere. Manche sind es auch nicht. Aber wen interessiert´s? Ich bin ein deutscher Staatsbürger. Ich lese, sie suchen Fachkräfte. Hände ringend sogar. Aber mich will keiner haben. Ich habe ihnen allen bereits meine Bewerbung geschickt. Da nützt es auch nicht zu weinen. Aber ich wollte mir dies alles mal von der Seele schreiben. Es belastet mich. Ich bin sicher, meine Frau wird auch dies hier nicht lesen können. Denn sie hat einfach viel zu viel um die Ohren. Das Kind will alle Nase lang gestillt werden. Ich ringe mit den Händen. Ich suche Arbeit. Die Wirtschaft hat angezogen heisst es. Aber was heisst das für mich? Man will neue Arbeitskräfte aus dem Ausland holen. Aber ich bin arbeitslos.

80.000€ wollen die von mir haben. Vielleicht auch etwas weniger. Das Finanzamt hat mich geschätzt. Aber ich kann den Buchhalter nicht bezahlen. Eine Schuldnerberatung gibt es nur für Privatleute. Nicht für Unternehmer. Da ich selbstständig war, falle ich wohl in die zweite Kategorie. Man verweigert mir die Beratung. Ich bleibe mit meinen Problemen allein. Ich habe von Betrügern gehört, die sich das Leid anderer zu Nutze machen. Harry und Bart haben mir ein stückweit geholfen. Aber im Grunde genommen narge ich immer noch an den selben Problemen. Sie haben mir nur dabei geholfen, diese Probleme auf die lange Bank zu schieben. Die Insolvenz ist unabwendbar. Ich fühle mich wie gelämt. Die Wirtschaft brummt, heisst es im Fernsehen. Ich schaue aber nur den Stream. Denn einen Fernseher habe ich nicht. Aus Prinzip nicht. Aber heute ich alles online. Ich sehe aus dem Fenster. Der Himmel ist blau. Ich würde gerne rausgehen. Vielleicht einfach nur spazieren. Aber ich komme mir so unnütz vor. Wozu sollte ich gesund leben? Bin ich nicht einer von denen, von denen die sagen, er sei abgeschrieben? Lebend begraben faulen mir die Zähne im Munde. Ich kann mir die Behandlung bei meinem Versicherungsstatus nicht leisten. Aber bald gehts vielleicht los. Wer weiss... Ich versuche, mir ein Stückchen Hoffnung zu bewahren. In meinem Herzen, das ich zwischen Hirn und Händen habe.

Das gilt nicht für jeden, wie ich fest stellen musste. Ein kulturelles Gewissen gibt es jedoch schon lange nicht mehr. Warum also wie Siegfried Jacobsohn daran erinnern wollen. Damals konnte man noch so schreiben. Heute interessiert das doch wohl keine Sau mehr. Heute regieren Ballerspiele und Gewalt in allen Kanälen. Die Themen der vergangenen Jahre aber sind die Themen der Gegenwart. Sie schreiben über Integration, Überfremdung und Fremdenfeindlichkeit. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

In meinem Herzen bin ich deutsch. Aber was heisst das schon. Andere kaufen ihr erstes Haus. Während ich mich darüber freue nun den vollen Satz zu erhalten. Endlich. Es war ein harter Kampf!

Nur wäre ein Perspektive schön. Schön, wenn man so etwas hätte, wie eine Perspektive. Bisweilen denke ich aber, im Anbetracht dessen, dass damals Menschen in Deutschland verfolgt wurden, dass ich es vielleicht doch noch ganz gut getroffen habe. Ich vegetiere vor mich hin. Meine Wohnung gleicht einem Gefängnis. Keiner ruft mich an. Ich lebe vor mich hin. Ein Blick aus dem Fenster offenbart mir, es ist Herbst. Der Himmel ist blau. Ich könnte einen Spaziergang unternehmen. Draußen sein, bis mir kalt wird. Aber kalt ist mir bisweilen auch ohne, dass ich raus gehe. Dazu brauche ich manchmal nur die Nachrichten zu sehen. Dann sehe ich, dass ich doch eigentlich ganz gut integriert bin. Ich erhalte immerhin jeden Tag mehrere Emails. Jedoch selten was Persönliches. Gut, dass es Facebook gibt. Und Linkedin und Youtube, und wie sie alle heissen. Ohne sie wäre ich um einiges einsamer.

Hin und wieder sehe ich meine Frau. Ich habe ihr vor Monaten mein Script gegeben. Aber sie findet einfach keine Zeit, es zu lesen. Bisweilen denke ich, dass ich nicht so anspruchsvoll sein sollte. Ich sollte ihr mehr Zeit geben, es zu lesen. Sie will es auch lesen, versichert sie mir. Und im Grunde genommen, ist es doch egal, ob sie es liest. Das wird nichts daran ändern, dass es schlecht ist oder nicht verstanden wird. Und wäre es gut, würde es irgendwer nehmen und einfach umsetzen. Ich werde damit keinen Cent machen. Es wird einfach eine Beschäftigung gewesen sein. Eine Beschäftigung mit etwas, bevor man gestorben ist. Ein Zeitvertreib zwischen Geburt und Grab. Und all dies, was ich zu schreiben oder malen vermag, wird untergehen und spurlos verschwinden. Dies ist das Lauf der Dinge. Ich sollte nicht mehr erwarten. Und in diesem großen Sinne bin ich wunderbar integriert. Vielleicht bin ich mit dieser Erkenntnis sogar ein Beispiel an Integration. Ich möchte mich auch nicht beklagen, denn mein Essen reicht heute aus, um meinen Frust zu sättigen. Ich könnte jetzt sogar zum Sport gehen. Minuten auf dem Stepper oder Gewichte heben. Das Leben ist schön. So hieß auf dieser Pizza Laden in Frankfurt. Und in Frankfurt wurde ich geboren. Das Resultat einer Liason. Vielleicht mit dem Ziel einer Integration. War ich ein Zeichen des Protests? Ich glaube, als Baby war mir die Sache mit Vietnam nicht bewußt.
Warum auch? Ich lebte einfach vor mich hin. Widerstand dem Leistungsdruck eine Weile...

Mein Sohn hat blaue Augen. Zumindest bis vor Kurzem hatte er welche. Als ich ihn heute ansah, sahen sie eher grau aus. Was ist geschehen? Der Arzt sagt, dass dies völlig normal sei. Vielleicht würden seine Augen auch noch braun, so wie meine. Bloss nicht! Dann hat er doch sicher eines Tages mit denselben Voruteilen zu kämpfen wie ich.

Möglicherweise wird er dann auch an diesen Zeilen von mir gemessen werden. Denn im Internet schreibt man mit Tinte. Meine Worte sind unwiderbringlich. Aber das Geschriebene bleibt. Vielleicht sollte ich auch darum aufhören zu schreiben. Und ich versuche mich in der Zuischenzeit zu amüsieren, so gut es geht. Irgendwie.

Und das wäre dann die Wahrheit. Einfach so dahin geschrieben. Wer kann das schon glauben? Dieses mürrisch kautzige Gejammer. Mir wird ganz schlecht, wenn ich das lese. Aber in der Gewissheit, dass dies vielleicht am Ende nur meine Feinde lesen werden, frohlocke ich, sie vielleicht ein kleines bisschen aufs Eis geführt zu haben. Denn die Wahrheit ist immer nur um den Preis der Lüge zu erhalten. Und die Lüge offenbart sich in ihr in jedem Moment ihrer Medienvermitteltheit.

Lüge und Wahrheit stehen damit in einem kontinuierlichen Wechselspiel zueinander. Das Resultat einer Offenbarung ist bisweilen ihre Infragestellung. Aber welchen Sinn würde es haben, all das Geschriebene zu negieren oder es infrage zu stellen? Welchen Gefallen würde man sich damit tun, plötzlich unverständlich zu werden? Warum sollte man irgendwelche Zusammenhänge einfach zu erfinden und Schnüffeler in dem Glauben bestärken, nicht Zeuge sensationeller Enthüllungen geworden zu sein? Das Leben ist doch viel zu kurz, um sich mit all diesen Verfehlungen zu beschäftigen. Eine Krise jagt die andere. Am Ende hat es nie eine Zeit der Ruhe und Entspannung gegeben. Das Unglück schläft nicht. Und so befindet sich alles im Fluß. Der kontinuierliche Wandel bestimmt das Determinierte. Und vergänglich ist alles Erschaffene.